5.000m pB beim Mini-internationalen

Der Mai war ziemlich unplanmäßig bereits sehr reich an Wettkämpfen. Nach der Titelverteidigung über 10.000m lief ich ja bereits zwei Mal in der Südstadt – ein Mal als Pacemaker für die U20-Steeple-Burschen, und ein Mal eben bei den Vereinsmeisterschaften vor rund zwei Wochen. Wenn gleich die Freude gerade bei den ÖM Vereine ob unseres historischen Triumphes eine sehr große war, stellten beide Wettkämpfe bloß „Training und Wettkampfbedingungen“ dar.

Wo ich meine Bahnsaison so richtig eröffnen würde, stand lange nicht wirklich fest. Mit 3.000m Hindernis im belgischen Oordegem, wo ich letztes Jahr mit einer Energieleistung Bestzeit lief? Oder doch bereits davor in Pliezhausen über 3.000m? Oder gar die 2.000m Hindernis im internationalen Feld?

Letzten Endes fiel die Entscheidung, mit den echten Rennen über die „Böcke“ bis Anfang Juni zu warten, um durch mehr Trainingseinheiten ein höheres Maß an Tempohärte, aber auch Sicherheit zu gewinnen. Denn die Narbe am linken Sprunggelenk ist nicht das einzige, was an die OP letztes Jahr erinnert. Da spielt die Psyche auch noch ein wenig mit…

Für mein großes Saisonziel, der Universiade im südkoreanischen Gwangju, wurde mir das Erbringen eines Leistungsnachweises bis Ende Mai auferlegt. Da aber mit den Steeple-Rennen gewartet wird, musste also ein 5.000er her.

Und wo sollte man besser einen vernünftigen 5er Ende Mai laufen können, als beim „Mini-internationalen“ in Koblenz?!

Zwei Mal lief ich bereits bei der Nachfolgeveranstaltung jenes deutschen Sportfestes, bei dem in den 1980er Jahren Größen des Laufsports wie Steve Ovett sogar Weltrekorde liefen, oder deutsche Spitzenläufer wie Thomas Wessinghage oder Dieter Baumann sich ein Stell-Dich-Ein gaben – also wo, wenn nicht in Koblenz?

Noch dazu lief ich beide Male Bestzeit – 2011 im C-Lauf, 2013 im B-Lauf. Dieses Jahr, sollte es im A-Lauf nicht anders werden!

Gemeinsam mit meinem Kumpel Stephan und 22 weiteren, großteils bekannten Läufern aus Deutschland und der Schweiz, ging es um 20:20 Uhr bei einmal mehr absolutem Traumwetter für Läufer los: keine 15° Celsius, und quasi Windstille, dazu angenehme Luftfeuchtigkeit. Es war somit angerichtet.

Auf der Startliste fand ich mich mit 14:05min wieder, meine Bestzeit vor dem gestrigen Lauf aus 2013 stand bei 14:24,21min. Angepeilt wurde eine Zeit zwischen 14:10-15 bei „normalem“ Rennverlauf – an einem sehr guten Tag liebäugelte ich mit einer mittleren 14:00er-Zeit, die letztlich auch der Veranstalter bei der Meldung angab…

Nach dem Startschuss ging es hektisch, aber alles andere als flott los! Viel Gedränge und Ellbogen-Einlagen prägten die ersten 200m, die ganz vorne in ca. 35-36sec zurückgelegt wurden – ich lag mitten drinnen im Feld. Da zunächst niemand wirklich Tempo machen wollte, war der erste Kilometer letztlich der langsamste der 5.000 Meter…

Ich selbst wollte ursprünglich nach 500-600m meine Position gefunden haben und mich möglichst innen laufend einfach reinhängen. Tja, daraus wurde ob der Renngestaltung aller nicht viel! Zwei Mal auf den ersten beiden Runden lief ich die Kurve auf Bahn drei, um ein wenig nach vorne zu kommen. Immer wieder gab es Ellbogen und Behinderungen, echter Rhythmus kam nicht auf.

Was sich jetzt zach anhören mag, war rückblickend richtig geil! Einfach ein Fight von gut zwanzig Leuten, die eben alle flott laufen wollten, auch alles daran setzten, und sich dennoch nicht wirklich einig waren, wer denn jetzt den Zug führen sollte!

Auf dem zweiten Kilometer kam etwas mehr Ruhe ins Feld, die Positionen waren bei Rennhälfte dann endgültig bezogen.

Genaue Zwischenzeiten hatte ich das gesamte Rennen über nicht. Die zwei Kilometer passierte ich wohl zwischen 5:42-44min. Einzige Anhaltspunkte bezüglich aktuellem Tempo waren die mitlaufende Uhr im Ziel – welche allerdings ob des Gedränges im Feld selten zu sehen war – und der für mich glückliche Umstand, dass ich direkt vor Marcel Berni lief und ich zumindest während des Rennens seinen Betreuer Zwischenzeiten durchrufen wähnte. Ob die Rundenzeiten (alles zwischen 68-69sec) wirklich Marcel galten, und er auch tatsächlich immer hinter mir lag, wusste ich nicht. Aber irgendwie hat das Tempo schon gepasst und sich gleichzeitig schön resch und dennoch für 5.000m erträglich angefühlt! 😉

Die 3.000m passierte ich dann in circa 8:36-37min – der Blick auf die Stadionuhr war auch hier eher einer der flüchtigen Sorte… 🙂

Ich fühlte mich immer noch gut, lief in der Mitte des zweiten Drittels des Feldes und wollte nun forcieren. Da aber wirklich jeder einzelne Läufer offenbar gerade dieselben Gedankengänge auf Kilometer vier hatte, war jedes Überholmanöver kräfteraubend und für sich ein kleiner In-Fight!

Nichts desto trotz konnte ich das Tempo leicht anziehen – zumindest vom subjektiven Empfinden…

Am Ende von Kilometer vier hatte auch die Stimmung ihren Höhepunkt erreicht und „das Mini“ zeigte einmal mehr, wie eine Lockerung der straffen Organisationsstrukturen der Stadionleichtathletik gut tun! Gerade einmal die zwei inneren Bahnen wurden nun noch der Läuferschar überlassen. Auf Bahn drei drängten sich Trainer, Zuseher und bereits gelaufene AthletInnen.

Das Hören des eigenen Atems und somit ein kleiner Indikator, was denn dieser letzte Kilometer noch bringen kann, war nun mehr als schwierig. Vor allem beim Start auf Höhe der 200m und die gesamte Kurve wie Gerade bis ins Ziel hörte man nun lautstarke Anfeuerungen und man spürte, wie die Außenstehenden uns Läufer noch einmal nach vorne Peitschen wollten.

Mir persönlich gelang das ganz gut, auch wenn ich leider erst die letzten 350m richtig marschieren konnte, die dann dafür im Verhältnis zur bisherigen Pace richtig gut!

Auf den letzten 150m konnte ich gut und gerne noch 5-7 Leute ein – und gleich überholen. Mit typisch großem Spurtschritt ging es dann der Ziellinie entgegen.

So schön dieser Moment bei einem 5er auch sein mag, so bitter schnell verrinnen die Sekunden auf der Stadionuhr.

50m to go…

14:07min

14:08min

keine 30m mehr – komm jetzt endlich her, du Ziellinie!

14:09min

14:10min

14:11min

komm jetzt endlich!

14:12min

14:13min

Ziel!

Endlich! Geschafft! Deutliche pB – so viel war gleich beim Überlaufen der Ziellinie nach 12 1/2 geilen Runden im Stadion Oberwerth klar.

Am Ende waren es exakt 14:13,44min! Genial, nach fast einem Jahr endlich wieder ein Schritt nach vorne und eine Bestzeit, die mir viel bedeutet.

Eine Bestzeit, die mir vor allem für die nächsten Rennen richtig viel Selbstvertrauen geben wird!

Und dennoch, bei aller Freude, sich der für mich gesteckten Traummarke von 14:00min ein großes Stück genähert zu haben, waren schon wenige Minuten nach dem Zieleinlauf auch andere Gedanken da: „Mann, war das langsam am Anfang“, „dieses Rumschubsen und Drängeln…“, „und ein bisschen mehr Rhythmus wäre schon gut gewesen…“ – aber vor allem: „scheiße, wenn ich mich doch getraut hätte, ein wenig früher zu marschieren!“

Aber genau das ist auch gut so! Es zeigt mir, das war definitiv noch nicht das Ende der Fahnenstange für dieses Jahr! Da geht noch was! Da geht noch viel! Da geht noch mehr! UND ICH WILL NOCH MEHR!

Jetzt heißt es aber mal ein paar Tage regenerieren und die Beine wieder frisch bekommen.

Dann geht es über die Böcke auf zur nächsten Bestzeitjagd.

Und dann wird spätestens im Sommer noch einmal über 5.000m attakiert.

Einfach weiter, immer weiter!

 

PS: Ein großes Kompliment auch an meine zwei Freunde aus dem CKi-Zug Steve und Roland, die mit 14:22min bzw. 15:01min ebenfalls schöne pBs erzielt haben und somit einmal mehr gezeigt haben, wie gut wir bei meinem Dad im Winter, Frühjahr und auch der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung gearbeitet haben! Super Jungs! Und jetzt geht es weiter nach Regensburg bzw. für Steve nach Leiden. Weiter, immer weiter!

Über Christoph Sander

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