Die Entscheidung dafür hatte mehrere Gründe, unter anderem jenen, dass vor allem Jenni mit Coco Harrer, Maren Kock und Alina Reh gleichstarke Trainingspartnerinnen hatte – die sie im Falle eines erneuten Höhenaufenthaltes bspw. in Amerika wohl nicht gehabt hatte. Auch für mich war spätestens seit den bayrischen Meisterschaften über 10.000m Ende März klar, dass ich eine sehr gute und vor allem in meinem Bereich befindliche Trainingsgruppe vorfinden werde.
In den Trainingsort Cervia, an der italienischen Adriaküste zwischen Ravenna und Rimini, fährt Kurt mit seiner LG zwei Mal im Jahr zum Grundlagentraining, weswegen sämtliche Abläufe perfekt eingespielt sind, die Strecken bekannt und somit Unsicherheitsfaktoren weitgehend ausgeschlossen werden können. Neben diesem Grund war der letzte wesentliche Argumentationspunkt FÜR Cervia, dass aufgrund der Osterferien meine Eltern, und hier vor allem mit meinem Dad unser aller Trainer, zumindest die Kernzeit über mitfahren konnten und wir endlich auch mal den „Heimtrainer“ vor Ort haben konnten.
So ging es also mit dem Flieger am letzten Mittwoch des März nach Bologna und von dort aus weiter mit dem Zug nach Cervia. Gemeinsam mit Roland und Stephan erwartete uns erst einmal echt grausiges Wetter.
Ab dem ersten vollen Trainingstag, der gleich mit einem starken 400m-Programm in der Gruppe gestartet wurde, sollte das Wetter jedoch bis auf einige vom Regen begleitete Dauerläufe recht gut sein. Zumindest, wenn man den heftigen Küstenwind an dem ein oder anderen Tag ausblendet…
Gerade in den ersten Tagen, wo nur die Kerntruppe der LG rund um die bereits genannten Damen sowie die Herren Philipp Pflieger, Tim Ramdane Cherif und Jonny Koller anwesend war, lief es wirklich prächtig. Bei jedem Dauerlauf fühlte sich jemand anderer stark und machte Druck, bei den Intervallen half man sich gegenseitig bei durchaus vorkommenden Schwächephasen!
Mit Palmsonntag trafen dann neben meinen Eltern mit Andrea und Verena weitere Athletinnen unserer Gruppe ein, ebenso ein ganzer Reisebus der LG mit vielen NachwuchsathletInnen. Ab dem Zeitpunkt wurde auch die Koordination der Trainings ein wenig aufwendiger, gingen doch ein wenig die Plätze in den Bussen aus, mit denen zu den Trainingsorten gefahren wurde.
Neben dem leider sehr windanfälligen Stadion, welches rund 1,5km vom Hotel entfernt lag, gab es zwei Trainingsspots, wo wir den Mehranteil unserer Wochenkilometer abspulten. Zum einen war das eine 4,4km lange Waldrunde im Nachbarort, zum anderen der etwa zwanzig Autominuten entfernte „Schlangenwald“. Dort gab es Waldwege „ohne Ende“, jedoch ob des Niederschlags blieben wir zumeist bloß auf der rund 7,4km langen Runde. Schlangenwald im Übrigen deshalb, weil der leicht schreckhafte Jonny dort ein Mal eine Schlange am Wegesrand gesehen haben soll… Gerüchten zufolge war es entweder kein Tier, eine Eidechse, oder im besten Fall eine Blindschleiche… 😉
Kurt achtete stets auf homogene Trainingsgruppen, wollte immer über die „sportlich relevanten Gefühle“ (was machen die Beine, wie ist die Grundermüdung vorangeschritten etc.) Bescheid wissen und sorgte vor allem dafür, dass die Startzeiten der jeweiligen Einheiten exakt 10:00 Uhr für Vormittag bzw. 16:00 Uhr für Nachmittag waren.
Als es nach 13 Einheiten am Stück nach einem 25er ein Mal einen trainingsfreien Nachmittag gab, verschlug es uns in den 90-Autominuten entfernten Kleinstaat San Marino. Wenngleich ob ihren steilen Straßen und Wegen der auf einem Berg (immerhin mehr als 700 Höhenmeter) gelegenen, ältesten Republik Europas keine Regeneration im klassischen Sinn wahrgenommen wurde, hatten wir mächtig viel Spaß beim „historisch angehauchten“ Sightseeing. 🙂
Auch am zweiten ruhigeren Halbtag, am Ostersonntag, fuhren Jenni und ich gemeinsam mit Roland und Steve nach Ravenna, um uns den Kern der Altstadt und die ansässigen Eisdielen näher anzusehen. Ursprünglich wurde der freie Nachmittag eingeschoben, da das Mittagsbuffet des höchsten christlichen Feiertages mehr als nur üppig ausfiel!
Generell waren wir essenstechnisch sehr reichlich versorgt und gerade die Dolci am Abend gegen 20:00 Uhr sorgten dafür, dass ich am Ende trotz mehr als 330 Laufkilometer mit einem Kilo mehr auf der Waage die Heimreise antreten sollte.
Alles in allem kam ich selbst – wie auch meine Jenni und die beiden Jungs – sehr gut durch die zwei harten Belastungswochen durch und das Trainingslager mit der LG war einerseits sehr erfolgreich, und andererseits auch sicher nicht das letzte in dieser Konstellation! 🙂
Die sonst übliche Aufstellung der Trainingsinhalte werde ich an dieser Stelle dieses Mal nicht vornehmen, da einige Einheiten gemäß Kurt „patentiert“ sind und wir ihm versprochen haben, nichts „nach außen“ zu transportieren. So viel kann aber gesagt werden: fast jeden Tag wurden zwei Mal die Laufschuhe geschnürt, wobei gerade mit noch frischen Beinen viel Wert auf die Dauerlaufqualität gelegt wurde! Die Tempoeinheiten waren stets knackig, aber machbar (bspw. 4x2000m sub 6min). Dazu wurde relativ viel allgemeine Kräftigung in den Trainingsalltag eingebaut, ebenso oft wurde an der Koordination und auch (Grund-)Schnelligkeit gefeilt.
Einige methodischen Mittel waren für uns neu, werden aber sicherlich auch in den nächsten Trainingswochen, -monaten und wohl auch –jahren Anwendung finden.
Generell waren die vielen intensiven Gespräche mit Kurt wie aber auch mit anderen Athleten sehr lehrreich und teils inspirierend.
Alles in allem waren es zwei echt sehr geile Wochen in Italien und da auch der Spaß nie zu kurz kam und trotz des nötigen Ernstes bei den Trainings immer viel gelacht und gealbert wurde an jedem einzelnen Tag, werden wir sicherlich stets mit positiven Erinnerungen an das Trainingslager mit den lieben Leutchen der LG zurückdenken.