Meine Retroperspektive möge mit dem Fazit des Jahresrückblick von 2015 beginnen:
„2015 brachte viele schöne Erlebnisse und einige schöne Ergebnisse – in Summe bin ich zunächst aber an meinen eigenen Ansprüchen und Erwartungen gescheitert! In der zweiten Jahreshälfte spielte mein Körper dann leider nicht wirklich mit. Ich konnte hoffentlich einige Lehren daraus ziehen und hoffe, gestärkt ins nächste Jahr zu gehen! 2016 wird in meiner persönlichen Entwicklung sicher sehr richtungsweisend sein, dennoch wünsche ich mir knapp vor Jahresfrist bloß eines: ohne Verletzungssorgen durchzukommen und mega viel Spaß mit meiner zweitgrößten Liebe zu haben! Erfolge, Bestleistungen und etwaige Qualifikationen werden sich dann schon von selbst einstellen!“
Liest sich ziemlich weise, was ich da rückblickend vor fast auf den Tag genau einem Jahr geschrieben habe. Umso bitterer, dass vieles dann anders gelaufen ist in diesem zweifelsohne richtungsweisenden Jahr 2016, welches nach nunmehr zwei Mal Schlafengehen definitiv vorbei sein wird.
Auf der Habenseite stehen mein 5. Einzel-Titel über die 10km-Straße von Mitte April sowie mein bisher bestes internationales Crosslauf-Ergebnis mit Rang 44 bei den Studenten-Cross-Weltmeisterschaften in Cassino/ITA!
Nüchtern betrachtet war es das aber auch schon mit den sportlichen Erfolgen und es folgten in erster Linie große Enttäuschungen.
Beigleitet wurde ich sowohl in den Stunden der Triumphe wie auch der Niederlagen und „Tragödien“ stets von chronischen Schmerzen! Gut, das stimmt nicht ganz. Ist ein wenig gelogen. Ich wurde ja nicht nur während der Bewerbe, sondern auch während dem Training von diesen widerlichen Wehwehchen auf Schritt und Tritt verfolgt. Und dann auch nicht nur im Training! Auch im Alltag. Beim Sitzen im Flugzeug, bei alltäglichen Arbeiten in der Wohnung oder bei Ausübung meines Berufs. Immer war er da, dieser Schmerz. Und er war auch nicht alleine. Beidseitig „im Knie“ saß er. Tag und Nacht. „Day in – day out“ – wie der Britte zu sagen pflegt.
Und wie im Sommer berichtet, zwang er mich in die Knie. Welch Ironie! Knieschmerz zwingt Läufer in die Knie. Klingt komisch, ist aber so, meinte einst die Maus in ihrer Sendung dazu…
Somit bleiben retrospektiv nicht viele Glanzlichter aus 2016 über. EM-Limit mega klar verpasst. Keine Steigerung der Leistungen – ja nicht mal des Trainingsumfangs oder der Intensitäten. Alles unmöglich aufgrund der Schmerzen bzw. der auf ihnen beruhenden Einschränkungen.
Was wirklich bleibt, ist wiederum das Allerwichtigste an dieser Lauferei: das Wissen, es noch zu wollen. Zu wissen, nicht ohne Laufen, tägliches Training und diesem Kampf Mann-gegen-Mann im Wettbewerb leben zu wollen! Zumindest noch nicht…
An jedem Tag, an dem ich halbwegs schmerzfrei durch und um meine Stadt, auf diesen altbekannten und mitunter schon verhassten Pfaden laufe, verspüre ich diese innere Freude an der Bewegung, die so einfach und doch so schwerfällig ist beziehungsweise sein kann.
Und dafür, dass es es wieder mehr dieser Tage geben wird, kämpfe ich seit Sommer. Zugegeben, nicht jeden Tag… denn wo Licht schüchtern durch Ritzen schimmert, ist immer auch Dunkelheit! Sie sind 2016 auch sicher mehr geworden, diese Tage, an denen du dir selbst die Sinnfrage stellst. Wenn du beispielsweise wie zuletzt im Dezember – weil nun auch die Achillessehne zwickt – links mit Bandage und Verband, rechts mit Tapes und Salben schlafen gehst und dadurch versuchst, den spannenden Moment des morgentlichen Aufstehens rascher herbeizuführen und reflektieren zu können, ob es besser oder schlechter geworden ist bzw. wird.
So viel also zur zweiten Jahreshälfte, die nunmal nach dem Ausspruch Kurt Ostbahns in meine Läuferannalen eingehen wird: „an Schritt vire, zwa Schritt zruck„.
Und weil aus aktueller Sicht zwar grundsätzlich geplant, aber nichts vorausgesehen werden kann, gibt es heuer keine Fazit.
Am Ende von 2016 kommt daher keine Conclusio mit weisen Voraussichten, zwischen den Zeilen formulierten Zielen und offensichtlich gehegten Träumen. Final erfolgt lediglich ein formales und in seiner schlichten Form schon beinahe grotesk beschämendes wie auch minimalistisches Dankeschön an jeden Einzelnen unter den Unterstützern da draußen, außerhalb meines „Elfenbeinturmes“. Dieses Danke gilt natürlich meinen Sponsoren ASICS, Erdinger Alkoholfrei, Volksbank Wien sowie Partnern Chiamind und Isostar. Darüber hinaus all meinen medizinischen Betreuern – ungeachtet ob Ärzte, Physio- oder sonstige Therapeuten – im Speziellen und Besonderen jedoch Dr. Tom Falle, Roland Scheiber, Mathieu Grandgirard, Martin Muigg, Freddi Siemes, Julia Marschner, Dr. Ronald Ecker und Dr. Uli Lanz! Der Dank an meine Familie, meine Jenni und den engsten Freundeskreis wie auch meine Trainingsparter sei ebenfalls erwähnt – kann in dieser Form aber nicht seiner Bedeutung gerecht werden und ist mir daher beinahe schon unangenehm…
Ansonsten soll an dieser Stelle lediglich festgehalten werden, dass sich vieles 2017 ändern wird! Manches davon ist längst beschlossen und wird demnächst hier erläutert werden…
Ob die Änderungen sportlich gesehen Früchte tragen können und werden, kann ich selbst nicht voraussehen.
Sicher ist, dass mich 2017 wie 2016 an Erfahrungen reicher machen wird.
An guten, wie auch an schlechten. Ich werde sie annehmen, reflektieren und mir mit Fleiß, Schmerz und Freude jede einzelne hart erarbeiten. Die guten, und die schlechten.
Einige davon werden mich voranbringen – einige sicher auch zurückwerfen. Aber – und das hat mich 2016 gelehrt – sie alle sind ein Teil von mir und meinem Läuferleben und solange ich die Freude am Laufen noch habe, werde ich sie weitermachen. Die guten, und die schlechten…
Wenn 2015 also ein lehrreiches Jahr war, dann war 2016 eines reich an Erfahrungen.
Ich bin gespannt, was 2017 bringen wird!
In diesem Sinne: einen guten Rutsch ins neue Jahr, mögen Eure Träume und Wünsche Euch begleiten und der eine oder andere auch in Erfüllung gehen!