Mein „Comeback“ bei den österreichischen Hallenstaatsmeisterschaften 2012 (mein letzter Start bei dieser ÖM war 2009 in Wien) habe ich mir echt anders vorgestellt. Am Ende des Rennens zeigte die Ergebnisliste für mich Endrang 8 mit 8:44,74′ („Hallen-pB…)!
Meine Kilometerzeiten waren mit 2:51′ / 2:58′ / 2:55′ im Grunde genommen einfach nur traurig. Ich kam einfach nie in das Rennen rein, war Zwischendrinnen gar nicht auf Kämpfen, Beißen, Leiden etc. eingestellt – warum ist mir echt schleierhaft!
In Portugal habe ich gute Grundlagenarbeit betrieben, dazu vor Ort 2x spezifisch auf der Bahn was für den 3000er trainiert, sowie danach je ein Mal in Frankfurt/Kalbach sowie am Dienstag in Wien richtig was auf die Bahn gestellt…all diese Trainings waren wesentlich stärker als meine Trainingsleistungen vor meiner 3000m-pB im belgischen Leuven. Dennoch hat es einfach nicht sollen sein – wie schon bei meinen anderen beiden Rennen in der Halle.
Die Gründe für meine schwache Performance zu finden war im Anschluss an das Rennen mein oberstes Ziel. Nach einigen Gesprächen mit Trainern und Laufkollegen kann ich nun einige Hypothesen aufstellen: Ich bin vom Trainingslager einfach längere Zeit nicht so frisch gewesen, wie ich es mir selber eingeredet habe. Ich bin im Training zu selten an meine Grenzen gestoßen – und wenn, waren die Intervalle auch schon wieder vorbei und ich musste gar nicht darüber hinaus laufen. Der ganze Stress rund um das Fertigwerden meiner Arbeiten in Mainz in Kombination mit Fastnachtsfeiern, Heimkommen nach Wien sowie damit verbundenem bürokratischem Aufwand auf der Uni Wien haben mich im Vorfeld nicht zur Ruhe kommen lassen und mich zermürbt. Zudem war ich Donnerstag und Freitag doch mit Halskratzen und leicht verstopfter Nase nicht zu 100 % fit. Das Rennen war auch sehr unrhytmisch und ich habe einfach ein, zwei Mal verpasst mit den richtigen Leuten mitzugehen…
Ich könnte diese Liste von Hypothesen wohl noch länger ausführen, doch habe ich darauf absolut keinen Bock! Nicht etwa, weil ich die Wahrheit nicht so gut verkrafte, sondern viel mehr, weil sich im Prinzip jede Hypothese wie eine ganz schwache Ausrede anhört!
Dabei habe ich selbst schon die Antwort für meine erneute große Differenz zwische Trainings- und Wettkampfleistung: ich bringe es einfach im Kopf nicht! Das heißt, ich schaffe es einfach aus mir zum Teil nicht zu erklärenden Gründen nicht, mich im Wettkampf einmal wo ran zu hängen, selbst wenn es dann weh tun wird. Ich laufe dann lieber „meinen Stiefel“ runter und versuche, eine „Mischung zwischen passablem Tempo und ertragbarem Leiden“ zu finden und einfach irgendwie im Ziel anzukommen. Das dabei keine zufriedenstellenden Zeiten rausschauen ist mir natürlich klar, aber ich kann es im Moment des Wettkampfes einfach nicht ändern! Dies führt wiederum dazu, dass ich – wie gestern – völlig leer im Kopf am Rande der Laufbahn sitze und mir am liebsten selbst dafür eine runterhauen möchte, dass ich mich im Wettkampf nicht belohne! Nach dem 3000er in Frankfurt bei den deutschen Hochschulmeisterschaften vermochte ich mich sprichwörtlich nicht einmal mehr selbst im Spiegel anzusehen, weil mich das leere Spiegelbild lediglich an mein eigenes Versagen erinnerte! Gestern war die Enttäuschung durch die Ratschläge und aufmunternden Worte meines Umfeldes klarerweise leichter zu ertragen, als das in Deutschland der Fall war…
Der Artikel heute dient mir auch in erster Linie als Frustbewältigung und um mir selbst noch einmal vor Augen zu führen, was für einen Langstreckler im Winter wirklich zählt – und was nicht: Verletzungsfrei bleiben und kontinuerlich weiterentwicklen!!! Und außderdem:
1.) Die letzten beiden Jahre lief ich in der Halle aufgrund von Verletzungen gar nicht!
2.) Auch wenn die Zeit nicht berauchend ist, aber mit einer 8:44′ ging ich auch noch nie in die Freiluftsaison!
3.) Intensitäts- und vor allem Umfangerhöhung rechnen sich zumeist erst im Verlauf der Sasion!
Somit blicke ich nun aus dem Fenster des Hauses meines Onkels in meines Vaters Geburtsort, in den ich mich für einen Tag gestern aufgemacht habe um den Kopf freizubekommen, und versuche die Positiva des gestern Erlebten herauszustreichen. Zwar wird das nicht viel an meiner momentanen Problematik ändern, im Wettkampf meine Leistung einfach nicht abrufen zu können, aber es erleichtert einfach den Einstieg in die nächste Trainingsphase!
Denn in rund acht Wochen werde ich aller Vorraussicht nach bei den Studenten Crosslauf Weltmeisterschaften in Polen starten. Hierfür benötige ich aber noch einen guten Auftritt bei den ÖM Crosslauf in Enns heute in zwei Wochen. Da ich Cross ohnehin sehr geil finde – muss ich mich dafür nicht einmal mehr groß motivieren. Generell scheint meine Motivation trotz der bescheidenen Hallenleistungen ungebrochen zu sein, was mich alles in allem positiv nach vorne blicken lässt!
In diesem Sinne, schreib ich mir selber mal ein „Kopf hoch Junge – draußen ist’s, wo es dann zählt“ und gratuliere an dieser Stelle recht herzlich all meinen Vereinskollegen (vor allem den „Staffel Giganten“ 😉 und TrainingskollegInnen für ihre Leistungen am Wochenende!
PS: Selbst für mich als halben Wiener ist jetzt genug gejammert! Das Leben ist kein Ponyhof mit ständigen Wellnessausflügen! Darum jetzt ab in die Laufschuhe und ab geht’s über gatschige Feld- und Waldwege! =)