Aber jetzt erst mal alles der Reihe nach:
Am Samstagvormittag flog ich mit meinen LäuferkollegInnen nach Darmstadt, um mich optimal auf das Quali-Rennen am Sonntag vorbereiten zu können. Einlaufen und ausprobieren des neuen Cross-Spikes waren problemlos – auch was den lädierten linken Fuß betraf. Ein trotz Feuerwehreinsatzes entspannter Nachmittag, ein gemütliches Essen und – endlich mal wieder nach dem ganzen Unistress der letzten Woche – frühes und langes Schlafen stimmtem mich positiv für Sonntag.
Beim Einlaufen mit Valentin Sonntagfrüh war ich noch bisschen steif und unlocker, als wir auf der Strecke ankamen verflog dieser Zustand recht rasch. Ich erledigte meine letzten Vorbereitungen und stimmte mich mit Valentin und Andi auf das Rennen ein. Beim Einlaufen und den Übungen vor dem Start war ich nicht zu nervös und schon recht locker. Das Wetter war mit max. 5 Grad und leichtem Wind für Ende November auch nicht so schlimm. Alles in allem war alles angerichtet, mich in jener Form zu präsentieren, die ich mir seit den 10km-Straßenmeisterschaften hart erarbeitet habe!
Mein erster internationaler Crosslauf entwickelte sich dann zwar teils wie erwartet, aber zum größeren Teil sogar – leider – wie befürchtet!
Das Rennen:
Mit Höllentempo bei nun doch sehr kalt empfundener Luft ging es los und trotz relativer Zurückhaltung spürte ich schon nach einer Runde, dass mir grausames bevorstehen werde und die 8,5km bei Gott kein Honigschlecken werden würden! Doch dann die Gedanken: „Ich wollte hier her – eigentlich schon letztes Jahr! Ich bin so gut drauf wie noch nie! Und verdammt noch mal, ich will zu dieser EM!“
Darum setzte ich mich von einer kleineren Gruppe ab und arbeitete mich weiter vor. Nach knapp der Hälfte des Rennens war ich bis auf 6sec. auf die nächste 5-Mann starke Gruppe, wo auch Juxi Aigner lief, herangelaufen. Dann aber musste ich mein Tempo ein wenig drosseln während die Gruppe wieder anzog. Von da an war das Rennen quasi gelaufen. Ich lief völlig alleine, ohne weitere Chance auf Rangverbesserung nach vorne, aber ohne Gefahr von hinten die letzten 3 Runden. Nach 8,5km – mehr als 5 davon völlig alleine laufend – und 30:00′ Laufzeit kam ich ziemlich erledigt im Ziel an. Wenn gleich meine letzte Runde noch einmal deutlich schneller war, konnte ich mit diesem Rennen nicht zufrieden sein! Und die EM-Quali rückte durch diese Leistung schon wieder weiter weg…
Waiting time is the longest time…
Vor dem Rennen hieß es seitens ÖLV, dass eine Entsendung einer Cross-Mannschaft zur EM wahrscheinlich sei – nach dem Rennen dachte ich lange nicht daran, am 12.12.2010 mein Debut bei einer internationalen Großveranstaltung zu geben. In erster Linie hieß es daher warten auf die Entscheidung der Sportkommission am Montag.
Willy Lilge, Nationaltrainer lauf, schreib Montagfrüh bereits davon, ein Team – also mit mir eingeschlossen – entsenden zu wollen! Nur ein paar Stunden später kam die offizielle Bestätigung auf der ÖLV-Seite!!!
Ich fahre zur EM!!! Herrliches Gefühl!!! Größter Erfolg in der Karriere!!! Einfach der Hammer!!!
Doch bei all dem Jubel darf ich eines nicht außer Acht lassen: mein Rennen war nicht gut und mit meiner gezeigten „Leistung“ (?) darf ich nicht zufrieden sein, selbst wenn ich das Ziel der Quali damit erreicht habe! In Portugal wird alles eine Spur größer, eine Spur schneller und eine Spur wichtiger! Und da gilt es dann, das volle Leistungsvermögen auszuschöpfen – und 1m nach der Ziellinie total hinüber umzufallen!!! Ob mir das gelingt, wird sich in 3 Wochen zeigen!
Bis es soweit ist, bedank ich mich für all die lieben Glückwünsche (!!!) und geh trainieren – von nichts, kommt ja bekanntlich nichts 😉